Eine Fünfländertour für Shagya-Araber
Abenteuer haben das Unbekannte in sich miteinbegriffen. Man freut sich umso mehr, wenn sich dieses dann als unerwartete Schönheit auftut. Ein guter Freund und Zuchtkollege, Dario Bośniak, lud uns nach Cadavica, Kroatien, ein, um seine Shagya-Araber zu begutachten.
Natürlich hatte ich mein Hufwerkzeug mit, man weiß ja nie.
Wir machten uns am Donnerstag nachmittags auf den Weg von Wien über Ungarn in Richtung Kroatien auf. Die Straßen wurden nach der österreichischen Grenzen schlechter, jäh Näher wir zum Ziel kamen. Nach einer gefühlten Ewigkeit über Landwege mit Schlaglöchern, Spurrillen und regelmäßig ausfallender Straßenbeleuchtung, bedingt durch den starken Sturm, passierten wir die Grenze nach Kroatien an der Drau. Sobald die Brücke überquert war, wurde der Zustand wieder spürbar besser. Der ostentative Nationalstolz der Ungarn bezieht sich scheinbar nicht auf den Zustand ihrer Straßen. Die Fahrt ging von nun an schneller und gemäßigter von statten. Durch die lange Strecke entlang der dörflichen Gegend, weitläufig und nichtendendwollend dahinziehend, erhaschte man Blicke auf alte Höfe, alte Gebäude mit schmaler Front und weit nach hinten reichenden Anbauten. Schließlich erreichten wir Darios Hof. Er erwartete uns schon mit Hausmannskost, diversen Speckarten und regionaler Paprikasalami. Da es doch schon spät war, bezogen wir im zwanzig Kilometer entfernten Hotel die Zimmer und verabredeten uns für den nächsten Tag zeitig in der Früh. Detail zum Hotel: es ist ein ehemaliges Zuchtgut, gehalten im englischen Gutsstil, stil- und liebevoll eingerichtet. Man versucht der Pferdevergangenheit durch Bilder und mit kleiner Ponyherde treu zu bleiben. Die Nacht ging schnell dahin, zu gespannt war ich, die Herde zu begutachten. Am nächsten Tag um neun Uhr morgens waren wir schließlich bei Dario. Als erstes führte er seinen gekörten Schimmelhengst Kalif vor. Dieser glänzte mit seinen Bewegungen und Anmut. Als nächstes öffnete er die Box zu seinem Siglavy Hengst. Sein braunes Fell strahlte in einem Kastanienbraun und sein Kopf, edel trocken in arabischem Stil gehalten, gab der Anmut letzten Schliff. Draußen hatte es gefühlte minus zwanzig Grad, im Stall gemütlich warme Temperaturen. Eine Box folgte nun, auf die ich ganz gespannt war. Ihr Bewohner war seit kurzem ein besonderer Gast. Ein Hengstfohlen namens Spectra. Er ist von der Abstammung ein Kuheilan Zaid und absolut selten. Um der Gastfreundschaft entgegen zu kommen, schnappte ich mein Werkzeug und verpasste gleich allen eine gediegene Barhufpflege. Weiter ging es zu den Stuten. Was nun folgte, ließ mein Herz höher schlagen. Man muss an der Stelle sagen, die kroatischen Shagya-Araber sind zierlicher als die tschechisch-slowakischen Kollegen, aber an Anmut und Härte stehen sie ihnen um nichts nach. Dario führte uns in ein sauberes Stallgebäude mit guter Luft. Als er die Tür öffnet, schallt ihm ein temperamentvolles Wiehern entgegen. Man sieht viele interessierte Nasen. In jeder gut verbauten Box stehen Mutterstuten mit Fohlen mit viel Platz, frischer Einstreu in einem guten Fütterungszustand und Selbsttränker. Die Stuten waren, es tut mir leid, es nicht besser umschreiben zu können, langbeinige Schönheiten mit korrektem Fesselstand und Hufform. Die Fohlen erfreuten sich bester Gesundheit. Man merkte die gut geführte Aufzucht an der Zutraulichkeit an. Nach ein paar Hufkorrekturen, die unspektakulär abliefen, schlossen wir den Tag bei einem Essen ab. Beeindruckt von Darios Arbeit kamen wir auf Spectra zu sprechen. Was soll ich sagen: er ist ab nun ein Teil der Adensamerschen Pferdezucht. Nach einer weiteren gut verbrachten Nacht im Hotel machten wir uns mit dem Jungpferd im Hänger auf den Weg diesmal über Slowenien in Richtung Jukoha auf den Weg zurück. Danke Dario für deine Gastfreundschaft und deine gute züchterische Arbeit
Genug ist Genug Das Jungpferd stieg problemlos ein, wir konnten wie geplant um neun Uhr vormittags starten. Wir fuhren von Kroatien über Slowenien durch Österreich in Richtung Tschechien. Die Fahrt war bereichert vom Ausblick auf die schöne Kulturlandschaft.
Die erste Hürde war die Durchquerung der Alpen. Tunnelsanierungen und langsamer Touristenverkehr provozierten in regelmäßigen Abständen Staus. KUHEYLAN ZAID SPECTAR mümmelte sichtlich entspannt sein Heu. Wirklich schwierig wurde es ab der Grenze zu Tschechien. Der starke Schneefall verlangsamte unsere Fahrt. Schleppend kamen wir die letzten fünf Kilometer voran. Auf der allerletzten Steigung passierte es schließlich: der Karren blieb hängen. Ich sprang raus und zog die Bremse des Pferdeanhängers.
Wir ließen das Pferd aussteigen und gingen den letzten Kilometer zu Fuß zum Stall. Der Hänger wurde inzwischen abgehängt und stehen gelassen.
Sobald Kuhaylan Zaid Spectar im Stall seine Box bezogen hatte, wurde der Hänger mit Hilfe von Freunden geborgen. Zuletzt kam auch noch der Streudienst, wodurch auch das Problem fürs erste gelöst war. Wir fütterten Spectar, versorgten ihn mit Wasser und bezogen die Schlafräumlichkeiten zur wohlverdienten Ruhe. Noch müde von den Strapazen der Vortage begann der letzte Tag. Spectar schaute keck aus der Box, sich am Heu labend. Es war Zeit, ihn zur Hengstkoppel zubringen. Ein Spaziergang durch die romantische Winterwunderlandschaft gab Zeit einander gleich ein wenig kennen zu lernen. Sein aufmerksames Gemüt erfrischte und amüsierte mich. Er zeigte einen eigenen Willen, aber nie auf eine ungute Art. Der viele Schnee und die ab und zu glatte Straße verlangten ihm doch noch Konzentration ab. Zuletzt akzeptierte er mich sogar als Schutzperson. Ein hervorragender Charakter ... Wir kamen bei der Koppel an. Der oberste Hengst inspizierte ihn gleich. Spectar zeigte ihm relativ schnell seine Grenzen. Eine halbe Stunde verbrachten wir noch bei den Junghengsten, fuhren erst, als die Situation sich sichtlich entspannt hatte. Nun, der Rückweg war natürlich jetzt kein leichter (dank des Fürcht-mich-so-Verkehrs vor uns), und ich freue mich auf meinen Fuchsbau. Lg. Euer Hufschmied Adensamer